Wiedereinstieg ins Kung Fu nach länger Trainingspause

Vielfältige Gründe für Trainingspausen

Die Gründe für eine längere Trainingspause können bei jedem unterschiedlich sein, von einfach keine Lust, über Verletzungen bis hin zu Lebensereignissen, die ein regelmäßiges Training einfach nicht zulassen.

Kung Fu bedeutet: besondere Fähigkeit (Kung) durch intensives Üben (Fu) und so ist es nicht verwunderlich, dass diese besonderen Fähigkeiten nach einer längeren Pause nicht mehr so besonders sind, wie sie einmal waren.

Bei mir waren die Gründe vielseitig, warum ich im letzten Jahr wenig bis gar nicht trainieren konnte. Neben einer Knieverletzung aus dem vorletzten Jahr und weiteren gesundheitlichen Problemen, war ich seit Ende Dezember jeden Tag als Angehöriger auf der Intensivstation.
Das heißt, zu den regulären Trainings-Abenden konnte ich einfach nicht gehen, weil ich schlichtweg im Krankenhaus war und auch wenn ich der Vergangenheit viel für mich selbst trainiert habe und mir Kung Fu immer wieder Kraft gibt - ich hab es einfach nicht geschafft.

Gnädig zu sich selbst sein

Oft sind wir selbst unser größter Kritiker, gehen mit uns selbst strenger um, als mit anderen und sagen uns selbst Dinge, die wir bei anderen nie zulassen würden.

Nach einer längeren Trainingspause geht man oft mit der Erwartung heran, da weiterzumachen, wo man aufgehört hat. Bei einigen Themen geht das - bei anderen nicht.

Für mich war das Thema "Dehnung in der Hüfte" und das tiefe Arbeiten schon immer ein "Problemthema". Durch intensives Üben hatte ich zumindest meine Fähigkeit in diesem Bereich verbessert, umso mehr habe ich mich geärgert, als ich nicht mehr ansatzweise so tief und weit gehen konnte wie vorher.

Vor ca. 2 Jahren war ich topfit, hab "Fighter-Fitness" trainiert und teilweise den Jugendlichen noch etwas vorgemacht. Mittlerweile habe ich 10 Kg zugenommen und bin froh, wenn ich die Trainingsstunden halbwegs mitmachen kann (wobei dies auch schon deutlich besser geworden ist, aber dazu komme ich noch).

Ich habe nur noch gesehen, was ich nicht mehr konnte und sehr meine Fähigkeiten nachgelassen habe und wie ich schon einmal geschrieben habe: das worauf man sich konzentriert wächst!

Also Fokus auf das "Neue-Ist" und von hier aus arbeiten!

Nicht alles ist Weg und der Wiedereinstieg kann durch Vorkenntnisse schneller gehen

Meine Lehre aus nun knapp 8 Wochen Wiedereinstieg: nicht alles ist weg!
Der Körper "erinnert" sich.

Klar, manchmal braucht es etwas mehr Erinnerung, aber wenn man schon Jahre lang trainiert, auch mit immer wiederkehrenden Pausen, bleibt immer etwas hängen.
Bei mir z.B. das Thema im "Pfahl" sein - als ich einmal im Spiegel geguckt habe, war ich immer noch relativ gut darin im Pfahl zu sein.

Am Anfang vielen mir vor allem die Beine auf, die sich einfach "eingerostet" und "verklebt" angefühlt haben - mittlerweile spüre ich wirklich wie diese, besonders in der Hüfte, wieder "geschmierter" sind und das mit nur 2-3 Trainingsstunden die Woche.

Ebenso haben mir meine Fäuste nach dem Holzpuppentraining extrem weh getan - nach 7 Wochen habe ich wirklich gespürt, wie diese fester wurde ("Eisen").

Bloß nicht aufgeben!

Was ich außerdem gelernt habe: dran bleiben & nicht aufgeben! Besonders bei den Fäusten dachte ich Anfang "Das kann ich nicht lange machen, ich muss ja noch Arbeiten und mit kaputten Händen geht das nicht".

Hier ist Yin und Yang wichtig: Es braucht einen Ausgleich und das richtige Maß!

Meine Empfehlung, wenn man nach langer Pause wieder einsteigt:

Cardio-Training!

Für fast alles braucht es eine gewissen "Grundfitness" - wenn dir beim Dehnen oder tief Stehen die Luft aus geht, weil es so anstrengend ist, kannst du nicht lange trainieren.

Mein persönlicher Favorit ist Seilspringen: in relativ kurzer Zeit hast du viel Trainingseffekt, verbrennst bei 10 Minuten ungefähr so viel wie bei 30 Minuten Joggen und bewegst den ganzen Körper.

Dadurch bekommt man eine gute Grundfitness, die es für fast alle Themen braucht.

Weniger kann mehr sein!

Besonders nach einer längeren Trainingspause kann es sinnvoll sein, erst einmal etwas weniger zu trainieren und sich langsam zu steigern. Das fällt mir selbst teilweise schwer, weil ich weiß ja, was ich mal konnte ;-)
Aber wenn du keine Pausen machst oder es übertreibst, hat der Körper keine Zeit sich zu regenerieren und zu wachsen.

Außerdem ist es wichtig überhaupt wieder anzufangen und dafür auch länger dabei zu bleiben, als für einen kurzen Zeitraum viel zu machen und dann wieder ewig nichts.


In diesem Sinne: Schutz und Respekt für alle Trainierenden!

Dein Kung Fu Tobi

P.S.: an dieser Stelle auch vielen Dank an meinen Lehrer Meister Sifu Michael Berger, der mich so sehr unterstützt!



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